Nachfolger für Traumjob gesucht

Facettenreiches soziales Engagement: BFD und FSJ beim DRK Wolfenbüttel

Tarek Dries (links) verbreitete gute Laune in der Behindertenhilfe. Foto: DRK

Franziska Reitmeier (links) beim Sommerfest des FED Am Exer. Foto: DRK

Von Regio-Press, 17.08.2022

Wolfenbüttel. Ein Freiwilliges soziales Jahr (FSJ) oder ein Bundesfreiwilligendienst (BFD) beim DRK kann helfen, neue berufliche Perspektiven zu eröffnen oder die bestehenden Zukunftsideen auf die Probe zu stellen. Auch in diesem Jahr sucht das DRK Wolfenbüttel zum 1. September noch Freiwillige mit sozialer Ader. Einsatzmöglichkeiten gibt es zum Beispiel beim Fachdienst für berufliche Eingliederung, im Familienentlastenden Dienst, dem Rettungsdienst, oder – hier besteht besonders hoher Bedarf – bei der DRK-Tafel Wolfenbüttel. Ein weiterer Ort, um im DRK ein FSJ oder BFD durchzuführen, ist die Flüchtlingshilfe, wozu aktuell auch die Betreuung der Notunterkünfte für ukrainische Geflüchtete gehört. Neben dem Einsatz in diesem Feld bietet die Flüchtlingshilfe vielseitige Einsatzfelder, wie zum Beispiel den Mobilen Spieltreff oder auch die Fahrradwerkstatt.

Laurenz Kooymann war im vergangenen Jahr im Rahmen eines FSJ im wohl bekanntesten Bereich des DRK-Wolfenbüttel tätig: Dem Rettungsdienst. „Ich wurde wunderbar aufgenommen und konnte viel lernen“, lobt der 19-Jährige und berichtet von den Umfangreichen Weiterbildungsangeboten während seiner Zeit auf der Rettungswache. Als öffentlich präsentester Teil des DRK in der Lessingstadt sind die Plätze im Freiwilligendienst grundsätzlich schnell ausgebucht. Ähnliche Angebotsvielfalt gibt es aber auch in anderen, weniger geläufigen Teilbereichen des DRK Wolfenbüttel.

Der Familienentlastende Dienst

Diese Erfahrung hat Franziska Reitmeier gemacht. „Ich wusste eigentlich gar nicht, was das DRK alles macht. Ich wollte nach 13 Jahren Schule ein Jahr Praxis haben, bevor es im Studium wieder nur ums lernen geht“, berichtet die 19-Jährige. Sie hat ihren Freiwilligendienst erst vor kurzem begonnen und befindet sich schon mit Pflegebedürftigen Menschen auf einer Freizeit in Ravensbrück. Das sei, erklärt Reitmeier, auch beispielhaft für ihre Arbeit: „Ich bin viel in Gruppen unterwegs. Nachmittags gibt es Aktivitäten wie die Sportgruppe. Bei den Einzelbetreuungen am Vormittag geht es um vielfältige Hilfen wie Einkaufsbegleitungen oder Haushaltshilfen. Alles ist dazu da, um pflegende Angehörige zu entlasten.“

Reitmeier hebt besonders hervor, wie das DRK auf ihre persönlichen Hobbys eingegangen ist: „Das hat sich schon im Vorgespräch gezeigt“. Vor jedem Freiwilligendienst führt das DRK Gespräche mit den Interessenten, um die Präferenzen für einen Einsatzort abzufragen. Dabei sollen sich die Freiwilligen auch persönlich einbringen können: „Als ich nach meinen Hobbys gefragt wurde, habe ich gesagt, dass ich gerne Tanze. So konnte ich gleich in der Tanzgruppe hospitieren. Mir wurde dann Zeit gegeben um mir klar zu werden, ob es das richtige für mich ist – dann durfte ich anfangen.“

Viel gelernt habe die 19-Jährige bislang über die Benutzung von Rollstühlen oder behindertengerechte Autos. Auch die Fortbildungsangebote möchte sie unbedingt wahrnehmen: „Die Themen Autismus und ADHS interessieren mich sehr. Da stoßen viele Menschen an ihre Grenzen – ich möchte damit in Zukunft besser umgehen können.“ Abschließend meint Reitmeier: „Ich finde, der Freiwilligendienst bringt viel Lebensqualität. Der Kontakt mit den Menschen ist wahnsinnig schön, der Umgang freundschaftlich. Es schenkt viel Freude!“, berichtet Reitmeier abschließend.

Ähnlich positiv berichtet Tarek Dries, der als „Alter Hase“ kurz vor dem Abschluss seines Bundesfreiwilligendienstes steht, ebenfalls beim Familienentlastenden Dienst: „Am Anfang musste ich ein bisschen Schüchternheit überwinden, mich mit Inklusion und körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen auseinandersetzen. Auch psychisch. Das fand ich ziemlich spannend.“ Nach einer umfangreichen Einarbeitung konnte Dries viele Angebote und Ausflüge begleiten. In der Corona-Zeit habe das DRK gute Lösungen gefunden, um Seminare Online anzubieten. Zum Ende seines Jahres befindet sich Dries mit Reitmeier auf der gleichen Freizeit im Harz: „Für die Klienten ist das ein bisschen wie Urlaub. Es geht ja immer darum, allen Beteiligten ein weitestgehend normales Leben zu ermöglichen. Rausgehen, eine Runde spielen, einfach Inklusion Leben!“, erklärt Dries seine Arbeit und ergänzt: „Gerade Menschen mit Einschränkungen leben relativ abgeschottet von der Gesellschaft – sie gehen nicht normal einkaufen, arbeiten in separaten Einrichtungen. Hier Normalität zu schaffen, das ist das Ziel von Inklusion.“
 

Der 19-Jährige weist aber auch darauf hin, dass Freiwilligendienstleistende absolut keine Berührungsängste haben sollten: „Man muss teilweise Windeln wechseln und in anderen Bereichen der Körperpflege unterstützen. Dafür muss man offen sein. Außerdem braucht man natürlich eine selbstbewusste soziale Ader, mit der man sich gut auf Menschen einstellen kann. Denn je nach Behinderung kann auch einfache Kommunikation eine Herausforderung sein.“

Dries rät seinen Nachfolgern, vor allem Spaß zu haben und sich nicht zu sehr zu verbeißen: „Viele Freiwilligendienstleistende sind ziemlich jung und haben wenig Erfahrung mit Vollzeitjobs. Da fällt es noch schwer, das Berufliche und das Private zu trennen. Das muss man lernen.“ Dries hat die Erfahrung gezeigt, dass er im sozialen Bereich bleiben will. „Ich hab an ein Studium der Sozialpädagogik gedacht. Förderschullehramt interessiert mich – das finde ich sehr wichtig.“

Freiwillig bei der Tafel

Die Tafeln in Deutschland leben noch mehr als viele andere Bereiche von Freiwilligen. Dabei geht es gerade in Wolfenbüttel um mehr als „nur“ Lebensmittel verteilen. Freiwillige bei den Tafeln in Wolfenbüttel sind auch Seelsorger, Vermittler, Zuhörer. Vom Abholen der Lebensmittel über die Sortierung bis zur Ausgabe wartet auf die Freiwilligen neben vielen zurückgelegten Kilometern und körperlicher Arbeit auch neue Kontakte, kulturelle Einblicke in unterschiedlichste (Koch)kulturen und Lebensrealitäten. Bei Ebert’s Hof in Wolfenbüttel kommt auch noch die Second-Hand-Boutique dazu – ein Alleinstellungsmerkmal unter allen Tafeln in Deutschland.

FSJ oder BFD? Der Unterschied

Die beiden Freiwilligendienste FSJ und BFD haben vieles gemeinsam. Die Dauer umfasst in beiden Fällen 6 bis 18 Monate. Der hauptsächliche Unterschied ist, dass die Leistungen des Bundesfreiwilligendienstes vom Bund bezuschusst werden und das Freiwillige soziale Jahr teils von den Ländern finanziert wird. Außerdem kann man einen BFD mehrfach leisten – jeweils im Abstand von fünf Jahren. Ein FSJ ist nur einmal möglich. Das FSJ hat zudem eine Altersgrenze bis 27 Jahre. Der BFD steht allen offen. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Bewerbung gibt es auf der Website des DRK Wolfenbüttel unter www.drk-kv-wf.de/engagement